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Samstag
16.05.2009

Die ehemaligen Vorstandschefs des deutschen Bezahlsenders Premiere, Georg Kofler und Michael Börnicke, sind von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) am Landgericht München eingeklagt worden. Beim Börsengang der Premiere AG 2005 sollen die TV-Manager falsche Angaben gemacht haben. Später dann auch bei der Kapitalerhöhung im Jahr 2007, wo unter anderem angeblich falsche Angaben zur Anzahl der Abonnenten gemacht worden seien, wie einer Mitteilung der Aktionärsschützer vom Freitag zu entnehmen ist.

«Damit haben sie nach Ansicht der SdK den Tatbestand des Kapitalanlagebetrugs gemäss § 264a des Strafgesetzbuches erfüllt«, heisst es weiter. «Entgegen den Darstellungen in den Verkaufsprospekten wurden auch solche Abonnements einberechnet, die entweder überhaupt nicht relevant waren oder keine Umsatzerlöse mehr erwarten liessen.»

Mark Williams, der neue Chef des Bezahlsenders, nahm eine Bereinigung der Abonnentenzahlen vor. Ende März wies der Sender durch die neue Zählweise 2,4 Millionen Abonnenten aus, was einer Veränderung um mehrere Hunderttausend Abonnenten entspricht. «Sie wurde erst am 2. Oktober 2008 um 1Million auf 2,4 Millionen nach unten korrigiert», schreiben die Aktionärsschützer.

Die Aktionäre beschuldigen Georg Kofler und Michael Börnicke auch des Insiderhandels. «So erzielte Georg Kofler durch Wertpapiertransaktionen in der Premiere-Aktie über die in Luxemburg ansässige Fernseh Holding S.à.r.l. allein am 13. Februar 2007 einen Erlös von mehr als 185 Millionen Euro. Michael Börnicke veräusserte unter anderem am 14. Februar 2007 Premiere-Aktien für insgesamt gut 6 Millionen Euro», schreibt die Schutzgemeinschaft SdK.

Gegenüber der Deutschen Presseagentur (DPA) nahm Georg Kofler am Freitag Stellung: «Die Vorwürfe sind absolut haltlos. Unsere Berichterstattung war stets korrekt und zwar, was die Finanzzahlen angeht als auch, was die Abo-Zahlen angeht. Es war immer klar, dass Premiere eine Strategie verfolgte, die sich auf hohe Abo-Zahlen konzentrierte.» Die Neuklassifizierung der Abonnenten habe dazu geführt, dass Premiere nicht einen Euro mehr umgesetzt oder verdient habe als vorher. «Erstmal muss jemand in Deinen Laden kommen, um ihn kennenzulernen.» Der Vorwurf des Insiderhandels grenze an «Rufschädigung», sagte Kofler der DPA. Er habe sich stets an die geltenden Vorschriften und Gesetze gehalten. «Ich werde mich dieser Debatte sehr offensiv stellen.»

Der deutsche Sender hatte vergangene Woche angekündigt, den Namen in Sky umbenennen zu wollen. Sky ist eine Marke des Premiere-Grossaktionärs Rupert Murdoch. Der Firmenname Premiere AG soll in Sky Deutschland AG geändert werden.