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Donnerstag
22.11.2007

Harte Vorwürfe gegen die beiden grössten Fernsehgruppen in Italien: Die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI und die Mediaset des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sollen in den vergangenen Jahren eine geheime Allianz geschlossen haben. Dies geht aus Aufzeichnungen von abgehörten Telefongesprächen von RAI- und Mediaset-Managern hervor, die die römische Tageszeitung «La Repubblica» am Mittwoch teilweise veröffentlicht hat. Berlusconi und seine Mitarbeiter sollen demnach während dessen Amtszeit als Ministerpräsident in den Jahren 2004 und 2005 eine geheime Strategie mit Spitzenvertretern der RAI ausgearbeitet und deren Programme und politische Berichterstattung zutiefst beeinflusst haben.

Zwischen dem damaligen Chefredaktor der Tagesschau von RAI 1, Clemente Mimun, und seinem Amtskollegen bei den Mediaset-Nachrichten TG 5, Carlo Rossella, seien täglich Informationen ausgetauscht worden. Auch der ehemalige Direktor von RAI 1, Fabrizio Del Noce, sei mit im Bund gewesen, hiess es. Die Telefongespräche der TV-Manager und Chefredakteure wurden im Rahmen einer Untersuchung über die Pleite der Meinungsforschungsgesellschaft HDC aufgezeichnet. HDC war von Luigi Crespi, einem ehemaligen Vertrauten Berlusconis, geleitet worden.

RAI leitete nach Veröffentlichung des «Repubblica»-Berichts eine interne Untersuchung ein. Der Fall beweise, dass eine Reform des Staatsfernsehens dringend notwendig sei, sagte Walter Veltroni, Chef der stärksten Regierungspartei, der Demokratischen Partei (PD). Mediaset wies die Vorwürfe entschieden zurück. «Es ist normal, dass Chefredakteure verschiedener Tagesschauen in Verbindung stehen und Meinungen austauschen», betonte das Verwaltungsratsmitglied der Mediaset, Gina Neri. Mediaset werde eine Klage wegen Verleumdung einreichen.