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Dienstag
28.08.2007

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) hat skeptisch auf die Mitteilung des russischen Generalstaatsanwalts reagiert, die Hintergründe der Ermordung von Anna Politkowskaja seien geklärt. RoG forderte weitere Informationen zu den Festgenommenen sowie einen raschen Prozessbeginn. «Bislang weiss man zu wenig über Identität und Motive der Verdächtigen», so die Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit. «Doch wir hoffen sehr, dass mit der Meldung nach Monaten des Schweigens nicht nur beschwichtigt werden soll. Ein schneller Prozessbeginn und mehr Transparenz würden für mehr Glaubwürdigkeit sorgen.»

Generalstaatsanwalt Juri Tschaika hatte am Montag erklärt, hinter dem Mord vom 7. Oktober 2006 stehe der Anführer einer kriminellen, tschetschenischen Gruppierung. Die Gruppe habe sich in Moskau auf kriminelle Geschäfte und Auftragsmorde spezialisiert. Es seien zehn Verdächtige festgenommen worden, darunter auch Mitarbeiter des Inlandgeheimdienstes FSB und des Innenministeriums, die die Auftragsmörder mit Informationen über das Opfer versorgt hätten.

Die Verhaftungen sind aus Sicht von RoG ein erstes Zeichen für einen Fortschritt in den seit fast einem Jahr andauernden Ermittlungen. «Doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass mit solchen Ankündigungen all jene beruhigt werden sollen, die sich für eine Aufklärung der Verbrechen einsetzen. Für zahlreiche Morde an Journalisten in Russland sind die Täter nie zur Rechenschaft gezogen worden.» Anna Politkowskaja hatte über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien berichtet. Kurz vor ihrem Tod sagte sie gegenüber der BBC, dass Präsident Putin Terrorakte bewusst provoziert habe, etwa das Geiseldrama in einem Moskauer Theater 2002. - Mehr dazu: Russische Justiz erklärt Mordfall Politkowskaja für gelöst