Nächsten Montag ist es so weit: Der Waadtländer Verlag Edipresse startet «Le Matin Bleu», die erste Gratiszeitung der Westschweiz. Trotz der am Montag angekündigten Konkurrenz «20 minutes» aus dem Zürcher Tamedia-Verlag glaubt Edipresse an den eigenen Erfolg. «Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass die Le-Matin-Gruppe dank der neuen Gratiszeitung insgesamt wachsen wird», erklärte Edipresse-Generaldirektor Tibère Adler am Donnerstag vor den Medien in Genf. Erklärtes Ziel von Edipresse ist es, dass das von Peter Rothenbühler geleitete Boulevardblatt «Le Matin» zusammen mit der Gratiszeitung eine Leserschaft von 500 000 erreicht. Wirtschaftlich sollen die beiden Zeitungen zusammen bis in vier Jahren eine höhere Rentabilität erreichen als heute «Le Matin» allein.
Ab kommendem Montag liegen darum in 44 Städten und Gemeinden der Westschweiz entlang der Schweizer Küste des Genfersees von Montag bis Freitag in gegen 360 offenen Zeitungskästen rund 100 000 Exemplare von «Le Matin Bleu» auf. Ausserdem soll die 32-seitige Zeitung im Tabloid-Format auch an Pendlerinnen und Pendler in Yverdon und Freiburg verteilt werden. Zu Beginn arbeitet die Gratiszeitung an den Bahnhöfen auch mit Verteilaktionen. Die 100 000 gedruckten Exemplare sollen von schätzungsweise 180 000 Menschen gelesen werden. «Le Matin» erreicht heute eine geschätzte Leserzahl von 353 000.
Entschieden wird die Frage über Erfolg oder Misserfolg wohl auf dem Werbemarkt. Dabei glauben die Edipresse-Verantwortlichen, gute Karten in der Hand zu halten. Edipresse bietet verschiedene Werbe-Kombinationen zwischen der Gratiszeitung und den anderen Verlags-Tageszeitungen «Le Matin», «24 Heures» und «Tribune de Genève» an. «Das ist unsere `Furcht erregende` Waffe», sagte dazu der Gesamtprojektleiter Théo Bouchat. Adler seinerseits glaubt nicht daran, dass Tamedia aus dem Umstand, erstmals eine gesamtschweizerische Zeitung anzubieten, Profit schlagen kann. «Der Werbemarkt ist nicht national», sagte er. Die Sprachbarriere bleibe. Deshalb würden sich die Werbekunden dem Produkt zuwenden, das besser im jeweiligen Markt verankert sei.
Inhaltlich orientiert sich das in Blautönen gehaltene Gratisblatt am in der Deutschweiz erfolgreichen «20 Minuten». Die Aktualität aus Genf, Lausanne, der Schweiz und der Welt wird auf den ersten acht Seiten in Kurzform abgehandelt. Zwei Seiten sind der Wirtschaft gewidmet. Grosses Gewicht erhalten der Ausgeh-Kalender, People- sowie Trendseiten. Mit diesen Seiten wollen die Zeitungsleute ihr wichtigstes Zielpublikum ansprechen: «Die junge, urbane und aktive Bevölkerung der Genferseeregion». Die Redaktion zählt zu Beginn 20 Personen. - Mehr dazu: «20 Minutes» will im März 2006 starten, Peter Rothenbühler glaubt noch nicht an «20 Minutes» und Erste Nullnummer von «Le Matin Bleu»
Donnerstag
27.10.2005