An Berlins prominentem Pariser Platz, just beim Brandenburger Tor, haben sich im Neubau der Akademie der Künste die Wortgefechte der Altherren im Ton deutlich verschärft: Schriftsteller Peter Härtling (72) hat dem zurückgetretenen Präsidenten der Berliner Akademie der Künste, Adolf Muschg, vorgeworfen, sich «wie ein absolutistischer Fürst» zu verhalten. Muschg lege ein «unerträgliches Show-Gehabe» an den Tag, beklagte Härtling am Wochenende in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (DPA). Der Schweizer Autor hatte am vergangenen Donnerstag überraschend seinen Rückzug erklärt, unter anderem, weil die einzelnen Abteilungen ein starkes Eigenleben führen. Er erneuerte seine Kritik an der Kommunikation in der Kulturinstitution.
Der 72-jährige Härtling gehört seit 1968 der inzwischen vom Bund getragenen Akademie an und ist als Direktor der Abteilung Literatur auch Angehöriger des von Muschg heftig attackierten Senats der Akademie. Härtling wirft dem Zürcher Schriftstellerkollegen vor, mit seinem öffentlich erklärten Rücktritt gegen die Akademie-Satzung verstossen zu haben, «die er doch so hoch halten will», denn der Rücktritt könne nur auf einer Mitgliederversammlung erklärt und akzeptiert werden. «Muschg ist also noch nicht zurückgetreten, er ist nominell noch im Amt.» Härtling forderte Muschg auf, innerhalb von vier Wochen eine vorgezogene Mitgliederversammlung einzuberufen, statt die ordentliche Frühjahrsversammlung Ende April 2006 abzuwarten.
Sonntag
18.12.2005