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Sonntag
08.07.2012

Der ehemalige Bundesrat Leon Schlumpf ist am Samstag im Alter von 87 Jahren im Kantonsspital Chur gestorben. Der Vater der amtierenden Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf war von 1979 bis 1987 Mitglied des Bundesrates. Während seiner Amtszeit stand er dem Eidgenössischen Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement vor.

Nachdem die Schweizerische Volkspartei (SVP) ihre Bündner Kantonalsektion 2008 ausschloss, wurde Leon Schlumpf Mitglied der neu gegründeten Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP).

Leon Schlumpf studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich, wo er 1951 promovierte. In der Freizeit spielte er begeistert Ländlermusik. Schlumpf komponierte unter dem Pseudonym Raetus Telena Stücke, die er mit der in Felsberg beheimateten Ländlerkapelle Bernina interpretierte.

«Bei all seinen Tätigkeiten stellte er den Menschen und die gegenseitige Verbundenheit ins Zentrum», schreibt der Bundesrat am Samstagabend zum Hinschied des Politikers. Als Bundespräsident habe er in aller Klarheit benannt, wie schweren sozialen und politischen Prüfungen zu begegnen ist: «Eines aber vermag keine Technologie: das Gespräch zu ersetzen, diese wertvollste Form der Kommunikation; das Gespräch als echten Meinungsaustausch, als Grundlage für Verständnis, Gemeinschaftssinn, Solidarität.»

Schlumpf war während seiner Zeit im Bundesrat auch zuständig für die Medien. In seine Ära fiel der Kampf um die Schaffung von privaten elektronischen Medien. Nachdem sich Schlumpf lange gegen aus seiner Sicht illegale Radioprojekte wie Radio 24 von Roger Schawinski gewehrt hatte, schuf er 1983 mit der Verordnung über lokale Rundfunkversuche (RVO) sowie 1984 mit dem Radio- und Fernsehartikel die gesetzlichen Grundlagen für eine mehr oder weniger friedliche Koexistenz von SRG und privaten Fernseh- und Radiostationen.