Vor 80 Jahren ging in der Schweiz die erste Radiosendung durch den Äther und schon bald darauf brach das sogenannte Radiofieber aus. Die Dokumentation «Spuren der Zeit», die am Montagabend auf SF 2 verschiedene Höhepunkte aus der Geschichte des Schweizer Radios Revue passieren liess, war trotz grosser Medienankündigung eher schlicht geraten. Bilder aus der Pionierzeit mit selbstgebastelten Apparaten und die Gründung von Radio Beromünster waren da zu sehen - und erinnerten an heutige Flohmarkt-Szenen. Auch die Aufnahme des ersten Hörspiels von 1927 wurde dem Publikum nicht vorenthalten - die Zeit, in der noch Giesskannen für den Radio-Regen sorgten. Selbst die erste Kochsendung ist zitiert worden: «Liebe Hausfrauen, das bisher streng gehütete Familienrezept verlangt sechs Eidotter, 100 Gramm Block-Schokolade...» - mit dieser Kochanweisung war auch die erste Frauensendung geboren. Und dann die ersten grossen Live-Reportagen und der damit verbundene allmähliche Beginn der Moderne: Die Einführung von UKW, das erste Autoradio, Jazz, Rock`n`Roll, die erste Hitparade, die Piratensender (auf dem Berg, zur See oder konspirativ im Untergrund) und schliesslich die ersten Privatradios. 20 Jahre ists mittlerweile her.
Drei langjährige Radio-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter erzählten zwischendurch, wie es damals hinter den Kulissen aussah: Helli Stehle (von 1927-67 beim Radio) berichtete etwa von ihrem Radio-Einsatz während des Zweiten Weltkrieges - obwohl ihr Chef damals meinte: «Frauen verlieren im Krieg den Kopf. Das ist Männersache.» Heiner Gautschi (von 1945-68 beim Radio) erzählte von seiner Zeit als erster USA-Korrespondent der Schweiz (Voice of America) Anfang der 60er Jahre. Kennedys Ermordung war das erste Grosseregnis, über das Gautschi berichtete. Auch Hans Gmür (von 1954-98 beim Radio) blickte in die Zeiten zurück - damals, als es noch kein Fernsehen gab und man beim Essen von seinen Eltern oder Grosseltern zum Schweigen ermahnt wurde: «Still jetzt, Kind, die Nachrichten laufen.»
Dienstag
02.12.2003