Als «abstrus» hat Frank Bodin, Präsident des Werbeagenturen-Verbandes BSW, am Mittwoch das vom Ständerat am Vormittag mit 22 gegen 19 Stimmen beschlossene totale Werbeverbot für Alkoholika am Fernsehen bezeichnet. Ein solches Verbot lasse sich schon allein deshalb nicht durchsetzen, weil die Konvergenz der Medien immer mehr voranschreitet. «Wir sind am Anfang eines neuen Medienzeitalters, und die Konsumenten bestimmen selbst, auf welchen Kanälen sie welche Inhalte sehen wollen», sagte er.
Im Weiteren sei es nicht möglich, Jugendliche und Menschen ohne eigene Meinung vor der Werbung zu schützen. «Man muss lernen, mit den Medien und der darin enthaltenen Werbung umzugehen, aber ein Verbot bringt da gar nichts», betonte Euro-RSCG-Chairman und CEO Frank Bodin.
Ganz grundsätzlich und als Staatsbürger sagte Frank Bodin, dass man Werbeverbote nicht befürworten könne, wenn man an eine liberale Gesellschaftsordnung und die Intelligenz der Menschen glaube. «Legale Produkte muss man bewerben dürfen», sagte er, «das gehört zum Meinungs- und Informationsrecht, mit dem man eigenverantwortlich umgehen können soll.»
Der Ständerat hat das Alkohol-Werbeverbot am Fernsehen im Zusammenhang mit dem Seilziehen um das Media-Filmförderungsabkommen mit der EU beschlossen. Davon soll der Schweizer Film profitieren können, wozu die Schweiz im Gegenzug das im neuen Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) verankerte Werbeverbot lockern müsste. Eine erste Vorlage des Bundesrats hatte das Parlament im Dezember 2007 zurückgewiesen, worauf der Bundesrat mit der EU eine neue Lösung aushandelte, um strengere Regeln für Werbung betreffend Alkohol, Politik und Religion als im europäischen Herkunftsland des Senders zu erlassen. - Zur Erinnerung: BSW wehrt sich gegen Ungleichbehandlung bei TV-Werbung und Bundesrat muss Mediaabkommen neu verhandeln
Mittwoch
18.03.2009