Die streitbare Journalistin und Schriftstellerin Alice Schwarzer hat aus den Händen des TV-Entertainers Harald Schmidt den Ludwig-Börne-Preis entgegennehmen können. Er bezeichnete Schwarzer als «Ikone des Feminismus in Deutschland». Es sei eine von Schwarzers grossen Qualitäten, anderen für ihre Herzensangelegenheiten auf die Nerven zu gehen, erklärte Laudator Schmidt in der Frankfurter Paulskirche am Sonntag. Schmidt durfte in diesem Jahr im Auftrag der Börne-Stiftung allein als Juror über die Preisvergabe entscheiden. Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung erinnert an den kritischen Journalisten und Schriftsteller Ludwig Börne (1786-1837).
Schwarzer kritisierte beim Festakt die zweite deutsche «Girlie-Welle», die vor allem selbstverliebt sei. «Diese späten Mädchen sind Propagandistinnen eines Wellness-Feminismus», sagte Schwarzer mit Verweis auf aktuelle Bücher junger Autorinnen. Sie werde sich, auch wenn sie dafür kritisiert werde, weiterhin für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen, gab die Gründerin der Frauenzeitschrift «Emma» weiter bekannt. Der Börne-Preis wird seit 1993 an deutschsprachige Autoren mit herausragenden Leistungen in Essay, Kritik und Reportage verliehen. Der Namensgeber des Preises galt seinerzeit wegen der witzigen und bissigen Sprache als Wegbereiter des politischen Feuilletons.
Sonntag
04.05.2008