Die Luzernerin Alice Schmid ist angekommen, nicht in der Leuchtenstadt, wo sie 1951 geboren wurde (Sternzeichen: Löwe) und aufgewachsen ist, sondern in ihrer wahren Heimat, dem Napfgebiet. Vor 40 Jahren hatte die ausgebildete Lehrerin dort bereits ein altes Haus gemietet. «Für 80 Franken im Jahr», erzählte sie Rolf Breiner, Filmredaktor des Klein Reports. Nun ist sie nach vielen Reisen und Filmen in der Welt - von Sierra Leone über Kambodscha und Indien bis Bolivien - heimgekehrt. Seit Juli ist ihr Domizil ein stillgelegtes Aussenschulhaus in Romoos im Napfgebiet.
«Napf ist ein Kraftort. Hierher bin ich nach langen Reisen zurückgekehrt und habe mich voll regeneriert.» In diesem Jahr liess Alice Schmid aufhorchen, als sie mit ihrem ersten Roman «Dreizehn ist meine Zahl» in den Bestsellerlisten landete. Aus Sicht einer Neunjährigen beschreibt sie Leben und Schulalltag im Napfgebiet, erzählt von der Köhlerei, aber auch von gierenden Geistern und einem «schwarzen Herz». Das geht so: «Bei uns auf dem Napf läuft alles verkehrt. Wer auf der Hinterseite des Berges lebt, ist Berner Protestant. Wer vorne lebt, ist Katholik und gehört zum Kanton Luzern. Beides unter demselben Dach verträgt sich schwer.»
Für diese stimmigen liebevollen Land-und-Leute-Impressionen erhält Schmid am 9. Dezember die Literarische Auszeichnung der Stadt Zürich. Sie hat 30 Jahre in Zürich gewohnt. Seit geraumer Zeit ist sie in diesem Jahr auf Lesetournee, am Samstag, 19. November, etwa an der BuchBasel - ein Auftritt mit Handorgel, die sie schon als Neunjährige behändigte.
13 ist ihre Zahl: «In 13 Wochen habe ich das Buch mit 13 Kapiteln geschrieben.» Und Kinder sind ihre Leidenschaft, obwohl sie keine eigenen hat. «Aber ich habe ja die Kinder vom Napf», wirft sie lachend ein. Und genauso heisst ihrer erster Kinofilm: «Die Kinder vom Napf», gedreht an 385 Tagen, offizieller Kinostart ist am 1. Dezember.
Mit ihrer «beobachtenden Kamera» hat sie 50 Kinder auf ihrem langen Weg durch den Schnee zum Schulhaus begleitet, beim Backen, Basteln oder Bödälä, Spielen und Mithelfen auf dem elterlichen Hof. Wie kam sie mit den Kindern und der Kamera klar? «Unser Verhältnis beruht auf gegenseitiger Liebe. Sie alle, Kinder, Eltern und Freunde, werden am 20. November bei der Vorpremiere in Luzern dabei sein und den Film zum ersten Mal sehen», freut sich Alice Schmid, die dem Film ihren Stempel aufdrückte (Regie, Produktion, Kamera, Ton - alles in einer Hand).
Ihre Liebeserklärung an den Napf und die Kinder sei in ihrem Kopf gewachsen, erklärt die «geborene Single». Insgesamt habe sie über zwei Jahre an dem Film gearbeitet, der keine Unterstützung beim Bundesamt für Kultur (BAK) fand. «Die Leute beim Bundesamt für Kultur bezweifelten einfach, dass man einen solchen Film mit Kindern machen könnte.» Alice Schmid, die sich als «Anwältin der Kinder» versteht und deren Arbeiten sich alle mit Kindern beschäftigen, hat es dennoch geschafft - wohl dank Kraft und Geist vom Napf.