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Montag
31.12.2007

Der «Tatort» («Wem Ehre gebührt»), der am Sonntag, 23. Dezember, in der ARD lief, erregt die Gemüter weiter. Über 15 000 Mitglieder der Alevitischen Glaubensgemeinschaft haben eine Woche später am Sonntag in Köln gegen den Krimi demonstriert. «Wir wollen wissen, wie die Regisseurin zu ihrer Geschichte kam, wie sie recherchiert hat», sagte ein Sprecher der Alevitischen Gemeinde Deutschlands. Im dem «Tatort» geht es um einen Inzestfall in einer alevitischen Familie. Darin wird die Schwester einer Schwangeren umgebracht, weil sie zur Aufklärung des Falls beitragen will. Die Aleviten werfen den Filmemachern vor, uralte Vorurteile wieder aufleben zu lassen und zu bestätigen.

«Wir demonstrieren nicht gegen die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit», sagte der Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde Deutschlands, Ali Toprak, in seiner Rede. «Wir möchten ein Zeichen setzen für die Unantastbarkeit der Würde des Menschen.»

Vor einem «religiösen Kulturkampf» warnte der deutsche Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier in der «Bild am Sonntag». «Drehbuchautoren und Künstler müssen wissen: Gegenüber religiösen Gefühlen der Menschen, egal um welchen Glauben es sich handelt, sind Respekt, Umsicht und Behutsamkeit geboten.»

Volker Herres, Programmdirektor des NDR, rief die Aleviten dazu auf, nicht unangemessen zu reagieren, sondern die Kunst- und Rundfunkfreiheit zu respektieren. Er bekräftigte, dass weder der Krimi noch seine Drehbuchautorin religiöse Gruppen diffamieren wollten. Toprak und andere Vertreter der Aleviten hatten vor der Kundgebung einem Vertreter des NDR im Funkhaus des Westdeutschen Rundfunks einen Protestbrief übergeben. Erste Gespräche zwischen der Alevitischen Gemeinde und dem NDR seien für den 6. Januar geplant, sagte ein Sprecher der Aleviten. Siehe auch: Appell der Aleviten wegen «Tatort»-Krimi an Innenminister Schäuble