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Dienstag
27.09.2005

Der 1996 von ehemaligen Journalisten des arabischen Programms von BBC gegründete Sender Al Dschazira soll auf Jahresende mit einem englischsprachigen internationalen Programm auf Sendung gehen und sich auf Korrespondentenberichten aus Doha, Kuala Lumpur, London und Washington stützen. In einem am Dienstag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) erschienenen Interview mit dem Chefreporter des arabischen Senders, Mohammed Vall, begründet dieser die Ausweitung des Dienstes mit dem begrenzten Werbemarkt. «Das versuchen wir mit Al Dschazira International zu überwinden, der an einen internationalen Markt appellieren wird», sagte der Chefreporter, der unter anderem auch Amerikaner anheuern will, «die eine fundierte westliche Journalismusausbildung haben».

Vall wies im FAZ-Interview auch den Vorwurf zurück, wonach Al Dschazira ein «Extremistensender» sei. «Unser Motto ist: unsere Meinung und die andere Meinung. Aber nur weil wir die Rede eines Extremisten senden, sind wir selbst noch keine. Bei uns läuft viel mehr George W. Bush als Usama Bin Ladin. Al Dschazira war immer der Sender, auf dem Bush, amerikanische Politiker und religiöse Figuren ihre Standpunkte präsentieren konnten, und wir präsentieren unsere Standpunkte», erklärte Vall. Ideales Fernsehen sei ein Spiegel der Realität. «Wir sehen uns hauptsächlich als Augenzeugen. Wir sehen Zerstörung, Leiden und Tod, also zeigen wir es. Schauen Sie sich die CNN-Berichterstattung zum Memorial Day an - eine sehr einseitige Berichterstattung. Da ist jeder amerikanische Soldat ein Held, jeder gefallene Amerikaner ein Märtyrer. Ist das ausgewogen?»