Auf Initiative von Reporter ohne Grenzen haben sich 25 US-amerikanische, kanadische, australische und europäische Investmentfonds verpflichtet, bei ihren Investitionen auf die Wahrung der Meinungsfreiheit im Internet zu achten. Die Unternehmen, die insgesamt Anlagen im Wert von 21 Mrd. US-Dollar verwalten, haben in der Nacht auf Dienstag in New York eine entsprechende gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Darin sagen die Unternehmen zu, die Geschäfte von Internetfirmen in repressiven Ländern im Blick zu behalten, ihre Investitionen in diesem Sektor in Zukunft zu prüfen und bei entsprechenden Anlagen zurückhaltend zu sein.
Die Aktion richtet sich gegen Yahoo, Cisco Systems, Microsoft, Google und andere Firmen, die laut Reporter ohne Grenzen die chinesischen, tunesischen oder burmesischen Behörden bei Zensur und Überwachung des Internets unterstützen. So sei vor kurzem der chinesische Internetnutzer Shi Tao zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, weil Yahoo seine Daten an die Behörden gegeben habe. Microsoft habe eine zensierte Version eines Weblog-Tools an China geliefert, und die Suchmaschine Google rufe in China Seiten zum Thema Menschenrechte nicht auf, sondern zeige stattdessen Regierungsseiten an.
Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) habe sich wiederholt um einen Dialog mit den kritisierten Unternehmen bemüht, versichert die Organisation. Reaktionen seien aber ausgeblieben, weshalb sich ROG nun an die Investoren gewandt habe. Die ethisch orientierten US-Firmen Boston Common Asset Management und Domini Social Investment haben sich als erste verpflichtet, bei Anlagen in diesem Sektor in Zukunft zurückhaltend zu sein. Inzwischen haben 25 Firmen unterzeichnet; allerdings mit der Schweizer Fondation Ethos nur ein europäisches Unternehmen. ROG hofft nun, dass sich weitere Investoren, auch solche mit traditionellen Fonds, dieser Initiative anschliessen. Unter www.reporter-ohne-grenzen.de ist der Wortlaut der Erklärung zu finden.
Dienstag
08.11.2005