Unter Androhung von Gewalt haben aufgebrachte Einwohner einen Journalisten der Nachrichtenagentur AFP aus der Stadt Andischan im Osten Usbekistans gejagt. Er habe sich gerade auf der Strasse befunden, auf der im Mai vergangenen Jahres ein Aufstand niedergeschlagen und fast 200 Menschen getötet wurden, als sich mehrere Frauen und ein Mann auf ihn gestürzt hätten, berichtete Antoine Lambroschini am Donnerstag telefonisch nach Moskau.
Er sei in ein Auto gestossen worden und in ein Büro gebracht worden, wo etwa zwanzig Männer und Frauen auf ihn eingeschrien hätten, er solle verschwinden. Er sei gestossen worden und habe einen Schlag auf die Schläfe bekommen. Zudem sei er mit dem Tode bedroht worden. Im Anschluss sei er in sein Hotel gefahren worden und habe seine Sachen packen müssen, berichtete der AFP-Journalist. Die herbeigerufene Polizei habe tatenlos zugesehen. Das Hotelpersonal sei machtlos gewesen. Schliesslich habe er die Stadt verlassen.
Die Regierung in Taschkent hatte am 13. Mai vergangenen Jahres eine Demonstration niederschlagen lassen. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen dabei starben: Offiziell ist von 187 Toten die Rede, Menschenrechtsorganisationen sprechen von hunderten Toten. Eine unabhängige Untersuchung lehnt die Regierung in Taschkent bis heute ab. Siehe auch: Usbekistan: Journalist Sabirjon Yabukov frei
Donnerstag
11.05.2006