In Deutschland sind laut Datenschützern die Adressen sämtlicher Bürger für Marketingzwecke im Umlauf. Die Daten werden vor allem für den Telefonverkauf, für Glücksspiele und Preisausschreiben sowie bei Verkaufsbörsen im Internet genutzt. Zugleich vagabundierten derzeit illegal etwa zehn bis zwanzig Millionen Kontodaten, sagte der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz in Schleswig-Holstein (ULD), Thilo Weichert, der «Süddeutschen Zeitung» vom Mittwoch. Sie würden vor allem von Call-Centern für dubiose Geschäftspraktiken genutzt.
Bei der Aufdeckung des Skandals um den millionenfachen Handel mit teilweise gestohlenen Daten stünden die Behörden erst am Anfang. «Wir sehen jetzt immer mehr von der Spitze des Eisbergs», sagte Weichert. Für den Sprecher der SPD-Fraktion im deutschen Bundestag, Dieter Wiefelspütz, ist der Datenmissbrauch vor allem ein Problem der Privatwirtschaft. «Big Brother lauert eher in der Privatwirtschaft als bei Vater Staat», sagte er der «Passauer Neuen Presse». «Der Staat ist sauber, Teile der Privatwirtschaft leider überhaupt nicht.» Es gebe akuten Handlungsbedarf: «Der Stellenwert des Datenschutzes muss deutlich vergrössert werden. Wenn nötig, wird es auch gesetzliche Änderungen geben.»
Mittwoch
20.08.2008