Elitär, angestaubt, oberlehrerhaft - und für 31 Produzenten, Schauspieler und Drehbuchautoren der Ritterschlag ihrer TV-Karriere. Begleitet von Blitzlichtgewitter, kreischenden Autogrammjägern und Fernsehstars im Dutzendpack wurde am Freitagabend zum 41. Mal der Adolf-Grimme-Preis verliehen. Von Kritikern als wenig glanzvoll verspottet, gilt er unter Branchenkennern als begehrteste TV-Auszeichnung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wie Newsroom.de am Montag schreibt.
Die Bühne im Stadttheater der westfälischen Medienstadt Marl war fest in öffentlich-rechtlicher Hand: Als einziger Vertreter des Privatfernsehens wurde Multitalent Stefan Raab von der Jury mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet. Allerdings ausdrücklich nicht für die Moderation seiner ProSieben-Show «TV Total», sondern für die Entdeckung und Förderung von Gesangstalenten bei seinem Musikwettbewerb «SSDSGPS - Ein Lied für Istanbul». Raab nahm die Jury- Entscheidung mit Humor: «Ich bin wohl der einzige Preisträger, bei dem die Liste mit den Gründen, warum er den Preis nicht verdient hat, länger ist, als die mit den Gründen dafür.»
Eine besondere Ehre wurde Komiker Olli Dittrich zuteil: Seine WDR-Serie «Dittsche» wurde mit dem seltenen Grimme-Preis mit Gold ausgezeichnet - nach 1995 und 2003 die dritte Grimme-Trophäe für ihn. Dittrich verriet, wie er auf die Idee gekommen ist, für die Dreharbeiten computergesteuerte Überwachungskameras zu benutzen: «Das habe ich in einem Hamburger Kaufhaus gesehen und gedacht: Daraus muss man Fernsehen machen.»
Weitere Grimme-Preise mit Gold gingen an die Schauspieler Benno Fürmann und Nina Hoss sowie Regisseur und Autor Christian Petzold für das TV-Drama «Wolfsburg» - eine von vier preisgekrönten Gemeinschaftsproduktionen von ZDF und Arte. Moderator Frank Plasberg wurde für seinen WDR-Polittalk «Hart, aber fair» ausgezeichnet und beantwortete die Frage nach einem möglichen Sendeplatz im Ersten ironisch: «Darüber wird bei der ARD erst seit eineinhalb Jahren beraten - wir sollten jetzt nichts überstürzen.»
Den feierlichen Schlusspunkt einer glänzenden Gala setzte Musiker und Komponist Klaus Doldinger: Der «Botschafter deutscher Jazzmusik» wurde vom Deutschen Volkshochschul-Verband, dem Stifter des Adolf- Grimme-Preises, für sein Lebenswerk ausgezeichnet und spielte mit seiner Band ein Medley seiner bekanntesten Titelmelodien aus «Das Boot», «Tatort» und «Liebling Kreuzber». Unter dem tosenden Beifall der 600 stehenden Ehrengäste schloss Doldinger seine Dankesrede mit einem Nietzsche-Zitat: «Ein Leben ohne Musik ist ein Irrtum.»
Montag
21.03.2005