Ein Werbeplakat frei nach Leonardo da Vincis «Letztem Abendmahl» mit hinzugefügten Frauen bleibt in Frankreich verboten. Im Streit zwischen der katholischen Kirche und einer Modefirma bestätigte das Pariser Berufungsgericht das einen Monat zuvor verhängte Verbot. Statt Jesus und seinen Aposteln schmiegen sich auf dem Plakat schöne junge Frauen an einen Tisch. Lediglich die von hinten zu sehende Person zur Rechten Jesu - auf Leonardos berühmtem Gemälde von 1498 vermutlich Johannes, nach manchen Deutungen auch Maria Magdalena - ist ein Mann. Die grossflächige Reklame für die Jeans-Marke Marithé et François Girbaud auf Werbetafeln stellt nach Einschätzung der französischen Bischofskonferenz einen «Angriff auf den Glauben der Katholiken» dar.
Kirchen-Anwalt Thierry Massis zeigte sich «sehr zufrieden», dass das Pariser Berufungsgericht dieser Einschätzung folgte und das Werbeverbot der ersten Instanz bestätigte. «Nunmehr ist eine rechtliche Linie gezogen», sagte Massis. Die Modefirma GIP, zu der auch Marithé et François Girbaud zählt, prüft dagegen eine Revision bei Frankreichs höchstem ordentlichen Gericht, dem Pariser Kassationshof. «Die Begründungen dieses Urteils sind noch hölzerner als beim Urteil der ersten Instanz», klagte GIP-Anwalt Bernard Cahen. Im März hatte das Pariser Gericht unter Vorsitz von Richter Jean-Claude Magendie befunden, die Werbung stelle einen «aggressiven und überflüssigen Eingriff in das Innerste des Glaubens» dar.
Sonntag
10.04.2005