«Wir leben in einer Ära der Remakes und Franchises»: Die Kritik Clint Eastwoods geht viral und ist laut dem Star-Regisseur «entirely phony», frei erfunden.
Elisabeth Sereda ist ein Phänomen. Sie bekommt sie alle. Die Liste ihrer Promi-Gespräche für den österreichischen «Kurier» ist ebenso eindrücklich wie lang: Brooke Shields, Jude Law, Pamela Anderson, Sarah Jessica Parker, Cate Blanchett, Elton John, Pharell Williams, Angelina Jolie, Mia Farrow und viele andere mehr – sie alle gehören offensichtlich zum engeren Kreis des Golden-Globes-Mitglieds Sereda (seit 1994).
Nur einen Wikipedia-Eintrag hat Sereda nicht. Die Google-Suche nach einem Bild von der Journalistin zeigt ein sehr schönes Bild von George Clooney und Sereda aus dem Jahr 2017.
Seredas Interviews, alle im «Kurier» gelistet, sind echt spannend, zeigen die Stars manchmal als intellektuelle Überflieger, immer sehr persönlich mit Antworten, die Lust auf näheres Kennenlernen machen.
Das im Fokus stehende Gespräch mit Clint Eastwood beginnt folgendermassen: «Hollywoodstar Clint Eastwood schiesst noch immer. Wenn auch schon lange nicht mehr aus der Hüfte, sondern vorzugsweise hinter der Kamera.»
Sereda erzählt weiter, dass man Eastwood auf dem Studiogelände von Warner Bros «herumeilen» sähe, und zwar mit «weissem Vollbart».
Die Antwort auf die erste Frage von Sereda «Woher kommt Ihr Antrieb?» fällt von Clint Eastwood unüblich lang aus: «Ich bin kein Esoteriker, aber ich wusste immer, dass man mit einer positiven Lebenseinstellung weiter kommt als mit einer negativen. Man darf das Glas nicht als halb leer sehen. Und ich hatte dieses Gefühl schon mit 25, als aufstrebender Schauspieler, dem zahlreiche Produzenten verächtlich sagten, ich sei ein Versager. Ich habe sogar damals eine kleine Stimme in mir gehört, die gesagt hat, du schaffst das» (Zitat «Kurier» 31.5.2025).
«Das ganze Interview erinnert mehr an algorithmisch gefilterte Motivationsliteratur als die knurrigen Töne, für die Eastwood bekannt ist.» Dies meint die Medienexperting Regula Stämpfli auf Nachfrage des Klein Reports, ohne zu behaupten, das ganze Interview sei als «Fälschung» zu charakterisieren.
Der «Kurier» kündigt im Interview in einem Abschnitt mit «Disclaimer» an, den Vorfall intern prüfen zu wollen, bittet wegen der Zeitverschiebung mit den USA aber um Geduld.
Clint Eastwood reagierte auf das Interview mit einem Fälschungsvorwurf. Denn einige seiner angeblichen Aussagen gingen viral.
Die Branche reagierte entsprechend verschnupft auf Eastwoods angebliche Entwicklung der gegenwärtigen Filmbranche. Eastwood sagte angeblich wörtlich: «Ich sehne mich nach den guten alten Tagen, wo Drehbuchautoren in kleinen Bungalows am Studiogelände Filme wie ‚Casablanca‛ geschrieben haben. Wo jeder eine neue Idee hatte. Wir leben in einer Ära der Remakes und Franchises. Ich habe dreimal Fortsetzungen gedreht, aber das interessiert mich schon lange nicht mehr. Meine Philosophie ist, mach' etwas Neues oder bleib zu Hause.»
Clint Eastwood, der wohl x-mal auf diese Aussage angesprochen wurde, meinte laut «The Independent» sehr ärgerlich, das ganze Gespräch sei «entirely phony», also frei erfunden. Er hätte einem «Austrian Newspaper» nie ein Interview gegeben.
Star-Stories generieren viel Aufmerksamkeit und viele Klicks. Fälschungen sind in der Branche schon vorgekommen, berühmt ist der Fall Tom Kummer in den 1990er-Jahren, der so gute Interviews von Promis publiziert hat, die diese nie hätten geben können.
Aufgeflogen ist Tom Kummer im Jahr 2000 durch seinen damaligen Auftraggeber «Süddeutsche Zeitung» (SZ), für deren Magazin er die Interviews geliefert hatte (ebenfalls «Das Magazin» des «Tages-Anzeigers»).
Weniger bekannt ist der Fall Janet Cooke. 1981 erhielt sie den Pulitzer-Preis für «Jimmy’s World», eine ergreifende Geschichte über einen achtjährigen Heroinabhängigen – völlig erfunden.
Damals war das ein riesiger Skandal, 2020 veröffentlichte Mike Sager dazu ein Buch mit dem Titel: «Janet’s World. The Inside Story of Washington Post Pulitzer Fabulist Janet Cooke.»