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Donnerstag
07.12.2006

Medienminister Moritz Leuenberger warnt die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) davor, sich in die «Fesseln des Marktes» zu begeben. Denn dabei stehe die Unabhängigkeit des Unternehmens auf dem Spiel. In den Anfängen sei es der Staat gewesen, der die Freiheit der SRG eingeschränkt habe, sagte Leuenberger anlässlich des Gala-Abends «75 Jahre SRG» am Donnerstag im Berner Kursaal. Später habe die SRG ihre Glaubwürdigkeit mit ihrem missionarischen Eifer selber gefährdet.

Heute jedoch wolle die SRG im Kampf um Marktanteile erfolgreich sein und die Quote werde zum obersten Credo. Das Publikum müsse mit Spektakel, Konflikt, Skandal und Personalisierung an den Bildschirm gefesselt werden wegen der Quote, aber auch, um der Werbung eine attraktivere Plattform zu bieten als die Konkurrenz.

Sendungen mit differenzierteren Tönen rückten dagegen an den Rand des Programms, sagte Leuenberger weiter. In der Westschweizer Radiosendung «La soupe est pleine» werde er als stets schläfriger Bundesrat dargestellt. «Zu Recht, denn die Sendungen, die mich interessieren, strahlt die SRG alle gegen Mitternacht aus.» Zunehmend bröckle auch die «Chinesische Mauer» zwischen dem redaktionellen Teil und der Werbung, wie er am Beispiel der TV-Soap «Lüthi und Blanc» erläuterte. Es gebe aber immer noch die erratischen Blöcke, die sich nicht verrückt machen liessen - und die Erfolg hätten. Das «Echo der Zeit» stehe seit je und noch immer für seriöse Information und differenzierten Journalismus.

Die SRG habe aber eine öffentliche Aufgabe, sie finanziere ihre Programme vor allem mit Gebühren, sagte Leuenberger. Diese ermöglichten Programme, die sich nicht den Marktzwängen unterwerfen müssten. Sie ermöglichten und sie verpflichteten zu Programmen, die eine Bindung zum Publikum schaffen würden. Kommunikation heisse nämlich Gemeinsamkeit. Der Homo sapiens möge vielleicht nicht zu einer maximalen Einschaltquote verhelfen, aber er schaffe doch eine verlässlichere Bindung als der «Homo zappiens».

Die Unabhängigkeit der SRG betonte auch Generaldirektor Armin Walpen: Die SRG müsse ihr Sorge tragen. Jenseits aller Marktzahlen, so wichtig diese seien, müsse sich die SRG fragen, ob sie die Anforderungen an ein privates Medium mit öffentlichem Auftrag in etwa erfülle.