Der Chefredaktor von «Brigitte», Andreas Lebert, ist überzeugt, dass die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiernde Frauenzeitschrift ein getreues Abbild der deutschen Frau sei, weshalb «man auch niemals eine französische oder italienische Brigitte auf den Markt bringen» könnte, erklärte er in einem Interview mit dem am Montag erscheinenden Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Lebert, dessen Sohn der bekannte «Pop»-Autor Benjamin Lebert ist und dessen Mutter schon bei der Frauenzeitschrift mitgearbeitet hatte, erkennt «das Einzigartige» der «Brigitte» in der Beziehung zu ihren Leserinnen. «Wir bekommen bis zu 500 Anrufe, E-Mails und Briefe am Tag, Zuschriften mit intimen, ehrlichen Lebensbeichten, die das Gefühl von Verantwortung in einem wecken. Dieser Leser-Blatt-Dialog ist ein enormes Sensorium für Geschichten, dafür, wo wir richtig und wo wir falsch liegen.
Des Weiteren singt Lebert ein Loblied auf die Frauen als Medienkonsumentinnen: «Frauen sind neugieriger und vielseitiger interessiert als Männer. Ohne sie gäbe es keinen Buchmarkt, und es gäbe auch keinen Zeitschriftenmarkt. Ausserdem seien Frauen die Kompetenteren in Gefühlsdingen. Frauen beklagten nicht umsonst, dass Männer wenig über Gefühle reden. «Ich glaube, dass sie eben oft keine haben. Die Vermutung, hinter ihrem Schweigen verberge sich sehr viel Gefühl, ist leider falsch. Ich habe gelesen, dass 60 Prozent der deutschen Manager nur eine einzige Zeitschrift konsumieren: die ADAC-Motorwelt. Frauen dagegen geben 1,2 Milliarden Euro für Frauenmagazine aus. Das ist richtig viel Geld.»
Sonntag
02.05.2004