Schon manche Grosseltern haben das Heft heimlich unter der Schulbank gelesen, und bis heute schmökern Jugendliche darin über Popstars und Pubertätsprobleme: «Bravo», gewissermassen die deutsche Mutter aller Teenager-Hefte, feiert am 26. August den 50. Geburtstag. Und noch immer ist «Bravo» aus dem Leben vieler Jugendlicher nicht wegzudenken. Zwar muss das Heft aus dem Verlagshaus Bauer heute gegen starke Konkurrenz kämpfen, und viele Jugendliche geben dem Internet den Vorzug. Doch Dr. Sommer, Bravo-Charts und Starschnitt geniessen nach wie vor Kultstatus.
Ein Heft für Filmliebhaber sollte «Bravo» eigentlich werden, und so startete Deutschlands erstes Jugendmagazin am 26. August 1956 als «Zeitschrift für Film und Fernsehen», herausgegeben vom 2005 verstorbenen Journalisten, späteren «Bild»-Chefredaktor und deutschen Regierungssprecher Peter Boenisch. Für 50 deutsche Pfennig ging «Bravo» damals mit Covergirl Marilyn Monroe über die Ladentheke. Dann kamen in den 60ern die Beatles, die deutsche Jugend rockte, und Stars des Rock `n` Roll verdrängten die Leinwandhelden von den Titelbildern.
Waren die ersten «Bravo»-Leser noch über 20, entdeckte das Magazin zunehmend den Teenager als Konsumenten. Ohne Popgrössen, Rockstars und Sternchen hätte «Bravo» kaum den Siegeszug durch deutsche Kinderzimmer antreten können. Nach den Beatles füllten ABBA, Nena, Take That und Britney Spears die Seiten. Doch nicht nur die Storys über Musik- und TV-Stars ziehen die Leser in den Bann. Als die Auflage Ende der 60er-Jahre einbrach, hoben die «Bravo»-Macher ein neues Thema ins Blatt: Sex. Dr. Sommer hiess die Vertrauensperson, die auch auf delikate Fragen antwortete und so zum Teenie-Chefaufklärer avancierte. Hinter dem Pseudonym verbarg sich zunächst der Jugendtherapeut Martin Goldstein. «Dr. Sommer war für die damalige Zeit ziemlich revolutionär», sagt Klaus Farin, Leiter des deutschen Archivs für Jugendkulturen. Goldstein ist heute längst im Ruhestand und hat einem mehrköpfigen Expertenteam Platz gemacht.
Die einstige Teenager-Bibel hat es heute nicht leicht. Lag die durchschnittliche Auflage Anfang der 90er noch bei rund einer Million Expemplare, waren es im zweiten Quartal 2006 noch knapp 511 000 Exemplare.
Montag
21.08.2006