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Donnerstag
12.01.2012

Die Filmwissenschaftlerin und Festivalmanagerin (Pressebüro Filmfestival Locarno) Seraina Rohrer (34) setzt da an, wo Ivo Kummer, der die Solothurner Filmtage 23 Jahre lang leitete, aufgehört hatte. Die Zürcherin, die als Kummers Nachfolgerin an die Aare berufen wurde, proklamiert festfreudige, preisreiche, innovative Filmtage (19. bis 26. Januar 2012). «Das Herz bleibt der Schweizer Film», unterstrich die neue Direktorin an der Pressekonferenz in Zürich, «und wir möchten den Schweizer Film feiern.»

122 Kurzfilme und 78 Langfilme sind programmiert worden. Mehr als die Hälfte der angemeldeten Filme wurde aussortiert. Die von Ivo Kummer eingeleitete strengere Selektion will sie fortsetzen. Filme und die Branche sollen aber nicht nur gefeiert, sondern auch gefördert werden. Etliche Preise werden angesetzt: Den Anfang macht der Preis der Gemeinden im Wasseramt, den der Filmer und Kinobetreiber Christian Schocher für seine Verdienste um den Schweizer Film erhält.

Dann gibt es wie gehabt den Publikumspreis, dotiert mit 20 000 Franken, oder den Prix de Soleure (60 000 Franken). Dieser wird von einer hochkarätigen Jury mit Micheline Calmy-Rey, Séverine Cornamusaz und Charles Lewinsky vergeben. Eröffnet werden die Filmtage offiziell am 19. Januar mit der Weltpremiere von Xavier Kollers «Eine wen iig, dr Dällebach Kari».

In der Sektion «Panorama Schweiz/Suisse» stellen renommierte Filmer und junge Talente ihre Werke vor - beispielsweise Karl Saurer seinen Dokumentarfilm «Ahimas - Die Stärke von Gewaltfreiheit», Villi Herman den Film «Gotthard Schuh. Eine sinnliche Sicht der Welt» oder Rolf Lyssy «Ursula - Leben in Anderswo», Güzin Kar den Spielfilm «Fliegende Fische» oder Urs Odermatt den Streifen «Der böse Onkel».

Spezialsektionen wie «Fokus - Jenseits des Kinos» mit Filmen zu einem aktuellen filmkulturellen Thema oder die neue Sektion «Upcoming», speziell für junge Filmschaffende eingerichtet, und die «Recontre» Marthe Keller runden das vielseitige Programm ab. «Weniger ist mehr», sagte sich die junge Direktorin und bietet doch eine Menge, wobei die Debattierkultur im Uferbau belebt und verstärkt werden soll – mit Podiumsdiskussionen und dem Film Club.

Und Anlässe zum Feiern gibts jede Menge: das Konzert der «Kummerbuben» etwa nach der Premiere von «Buebe gö zTanze» (20.1.), eine Award-Party (21.1.), eine Jubiläumsparty anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums des Verbandes Filmregie und Drehbuch (ARF/FDS) am 24. Januar oder die «Nacht der Nominationen» am 25.Januar.

Die 47. Solothurner Filmtage haben 2,8 Millionen Franken budgetiert, wobei man von einem Defizit über 80 000 Franken ausgeht. «Ich bin extrem bereit für die Filmtage. Jetzt kann es losgehen», freut sich Seraina Rohrer, die einen Spagat vollführen muss als künstlerische und administrative Leiterin. Sie vertraut auf ein treues und gebildetes Publikum, das im Durchschnitt über 40 Jahre alt ist, sich aber in den letzten Jahren verjüngt habe, verriet sie dem Klein Report.

«Ich bin in Solothurn sehr gut und offen aufgenommen worden und habe das gesamte Milizteam aus der Zeit Ivo Kummers übernommen.» Wird sie in Ihrer Eröffnungsrede am 19. Januar filmpolitische Statements abgeben, wird sie Ivo Kummer, den Filmchef aus Bern, einbeziehen oder auf fehlende Sponsoren zu sprechen kommen? Keinen Deut, kein Wort aus Ihrer Rede wollte Seraina Rohrer verraten. Man wird hören müssen.