Kreditkarteninhaber in den USA müssen um ihr Geld fürchten: Ein Sicherheitsleck bei einer Abrechnungsfirma hat Millionen von Kunden zu potenziellen Opfern von Betrügern gemacht. Wie MasterCard mitteilte, drang ein «nicht berechtigtes Individuum» über eine Lücke im Sicherheitssystem der in Arizona ansässigen Abrechnungsfirma CardSystems Solutions in das Netzwerk ein. Der Hacker verschaffte sich auf diese Weise Zugang zu sensiblen Daten. CardSystems Solutions wickelt im Auftrag von MasterCard und anderen Anbietern Zahlungen mit Kreditkarten ab. Mehr als 40 Millionen Karteninhaber, davon knapp 14 Millionen Kunden von MasterCard, könnten zum Opfer von Betrügern werden, warnte MasterCard. Das sind mehr als die Zahl der Einwohner von Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA.
Sicherheitsexperten von MasterCard seien den Tätern auf die Spur gekommen, weil sie Transaktionen routinemässig auf Verdachtsmomente hin überprüften, teilte der Kreditkartenanbieter weiter mit. Dabei seien bei CardSystems Solutions Unregelmässigkeiten aufgefallen. Nach den ersten Hinweisen auf Hacker im System seien sofort Ermittlungen aufgenommen worden, an denen auch die US-Bundespolizei FBI beteiligt sei. Banken und Kunden seien über das Sicherheitsleck informiert worden. Vom Datenklau seien auch grössere US-Unternehmen mit ihren Geschäftskreditkarten betroffen. Nach Angaben von MasterCard wurde die Lücke im Sicherheitssystem bei CardSystems Solutions inzwischen geschlossen. Da Karteninhaber in den USA im Fall missbräuchlicher Nutzung der Karten höchstens 50 Dollar zahlen müssen, wird befürchtet, dass vor allem Detailhändler einen Schaden haben könnten.
Der Datenklau bei CardSystems Solutions war der schwerwiegendste in einer Serie von Aktionen zur illegalen Informationsbeschaffung in den USA in jüngerer Zeit. Betrüger nutzen gestohlene Daten dazu, eine andere Identität anzunehmen und sich so zu bereichern. Eine US-Konsumentenschutzorganisation schätzte, dass vor dem jüngsten Fall in diesem Jahr bereits 10 Millionen US-Kunden vom Datenklau betroffen waren.
Insgesamt sind in den USA rund 1,1 Milliarden Kreditkarten im Umlauf. Erst in der vergangenen Woche hatte die Citigroup zugegeben, im Computer gespeicherte persönliche Bankdaten von 3,9 Millionen Kunden verloren zu haben. Letzten Monat hatte die Polizei Verdächtige festgenommen, die Daten von 700 000 Kontoinhabern von 4 grossen Banken, darunter die Bank of America, gestohlen haben sollen. Siehe auch: Geheime Kundendaten von Bank Julius Bär bei «Cash» gelandet und Datenklau bei LexisNexis grösser als angenommen
Sonntag
19.06.2005