China hat ein «Super Girl»: Die 21-jährige Li Yuchun hat in einer von 200 Millionen Menschen verfolgten neuen chinesischen Talentshow den Titel des «Super Girls» gewonnen - und jetzt rätseln alle weshalb. Denn die Siegerin ist keine Schönheit, singt nicht besonders und scheint das unauffällige Mädchen von nebenan zu sein. 3,52 Millionen Chinesinnen und Chinesen haben die junge Frau im Finale des grossen Talentwettbewerbs zum neuen Pop-Idol gekürt und chinesische Fernsehgeschichte geschrieben. Li Yuchun hat einen struppigen Kurzhaarschnitt und ist weder eindeutig als junge Frau noch als junger Mann zu identifizieren. Vielleicht ist aber ihr Erfolgsrezept genau dieses androgyne Aussehen, das traditionelle chinesische Schönheitsideale auf den Kopf stellt. So feierten manche den Sieg von Li Yuchun als Zeichen, dass Chinas Männer nicht mehr alleine bestimmen können, wie Frauen sich kleiden und wie sie aussehen sollen.
Um ein Pop-Idol zu werden, hatten sich in den wöchentlichen, regionalen Vorrunden landesweit insgesamt 150 000 Mädchen und Frauen über 16 Jahre beteiligt, wie amtliche Medien berichteten. Während die Show einerseits als oberflächlich oder vulgär kritisiert wurde, feierten Experten andererseits eine Befreiung vom althergebrachten, elitären staatlichen Kulturbetrieb und hoben den demokratischen Charakter hervor. Seit Wochen hatten hysterische Fans mit Aktionen in Einkaufszentren und Plakaten für ihr «Super Girl» geworben. Täglich gab der Monate dauernde Wettbewerb Gesprächsstoff in Büros, Familien oder Restaurants. Im Finale konnten die Chinesen selbst per SMS abstimmen.
Montag
29.08.2005