Ein Inserat des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) gegen die Einbürgerungsinitiative der SVP hat die Tamedia-Pendlerzeitung «20 Minuten» abgelehnt. Prompt reagierte der SGB mit dem Vorwurf, das Blatt übe «politisch-inhaltliche Zensur» aus. Demgegenüber legte «20 Minuten»-Geschäftsführer Marcel Kohler am Montag gegenüber dem Klein Report Wert auf die Feststellung, der Anzeigentext habe den Vorwurf eines Straftatbestandes enthalten, weshalb er ihn nach Rücksprache mit dem Tamedia-Rechtsdienst abgelehnt habe.
In seiner Annonce wollte der SGB schreiben, die SVP «zerstört den Rechtsstaat» und «erpresst eine demokratisch gewählte Bundesrätin». «Erpressung ist ein Straftatbestand, und das wollten wir nicht im Inserat haben», sagte jetzt Geschäftsführer Kohler. Stattdessen habe er die Formulierung «unter Druck setzen» vorgeschlagen. Und gegenüber dem Stichwort einer «Zerstörung des Rechtsstaates» hätte «20 Minuten» lediglich eine «Schwächung» akzeptiert. Darauf verzichtete der SGB auf die Anzeige, die aber mit den beanstandeten Worten im «Blick» erscheinen konnte. «Es ist beschämend für ein Medienhaus wie Tamedia, zu glauben, ausgerechnet die unzimperliche SVP vor einem Inserat schützen zu müssen - vor einem Inserat, das über Politik der Rechtsaussenpartei und ihrer Exponenten Klartext spricht», kommentierte SGB-Sekretär Pietro Cavadini den Vorfall.
Gegenüber dem Klein Report betonte «20 Minuten»-Geschäftsführer Marcel Kohler, er habe am selben Tag, als es um das SGB-Inserat ging, auch Korrekturen an einer Anzeige der SVP verlangt. «Unsere Argumente und Gegenvorschläge wurden aber von der SVP angenommen und umgesetzt», erzählte er.
Montag
19.05.2008