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Freitag
02.02.2007

Der 20. Geburtstag der «SonntagsZeitung» (SoZ) war ein fröhliches Fest bei stark gedimmtem Licht, als wollte es die Spuren der Zeit ein wenig verwischen. Polo Hofer besang die Alpenrose und Gotthard, die Band, rockte drauflos wie eh und je. Harsche Worte kamen in der sonst so kritikfreudigen Branche nicht auf, jedenfalls nicht lautstark. Die Festgemeinde war zum Feiern aufgelegt.

Anders Denner-Chef Philippe Gaydoul, der soeben sein Familienunternehmen an die Migros verkauft hat. Er war erst 15, als die erste SoZ herauskam. Sie habe ihm quasi das Lesevergnügen für andere Themen als nur Sport beigebracht. Und so nutzte er seine Laudatio für einige deutliche Worte und meinte, der friedliche Sonntag sei zu einem Tag der Unruhe und Aufregung geworden. «Harte Recherchen sind immer eine journalistische Gratwanderung. Der Trend zur Zuspitzung führt zu einem überzeichneten Journalismus», mahnte er, klar auf das Mediengetöse um das Thema Swissfirst anspielend.

Auch Christine Egerszegi, Präsidentin des Nationalrats und damit höchste Frau der Schweiz, liess gern ihre persönlichen Präferenzen durchblicken: «Ich lese alle drei Sonntagsblätter, aber nicht mit derselben Intensität. Die SoZ ist mir am liebsten. Die `NZZam Sonntag` hat dagegen oft einen Lärmpegel wie im Bundesrat».

SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli, dem die spitzen Worte so überraschend wie Giftpfeile aus seinem bubenhaften Gesicht fliegen: «Die SoZ könnte nach ihrer pubertären Phase sogar vor viel härterer Konkurrenz bestehen», sagt er. Der Wirtschaftsteil sei ihm zwar manchmal etwas zu salopp. An die «NZZamSonntag» denke er aber nur mit Grauen. «Die berichtet immer mit Schaum vor dem Mund von der SVP».

Bernhard Thurnheer hingegen, engagierter «SonntagsZeitung»-Leser, der das Blatt solid von Anfang bis Ende liest, kam für einmal nicht zum Schwatzen, sondern tänzelte zum Alpenrock selig vor sich hin. Marco Solari mit knallroter Krawatte wieselte im Auftrag des Locarner Filmfestivals von einem Gesprächspartner zum anderen. Wie auch Thomas Held, dieser allerdings im Dienste der Avenir Suisse.

Kommunikation ist alles, sagten sich Ruth Geiger, Pressefrau beim Diogenes Verlag, und PR-Frau Edith Weibel, und machten das, was sie am besten können: Leute zum Gespräch zusammenbringen. «Die Stories könnten manchmal etwas mehr Pfeffer haben und bei den grossen Filmkritiken ruhig noch etwas zulegen», nutzte Filmemacher Samir die Gunst der Stunde. Aber das gelte für alle Sonntagszeitungen. Und schon sah man ihn zusammen mit Ehe- und Filmfrau Stina Werenfels im angeregten Gespräch mit den SoZ-Kulturjournalisten Ewa Hess und Matthias Lerf.

Sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, mahnte Hannes Britschgi, Programmleiter Ringier TV: «Lange Zeit war die SoZ ein knackiger Titel zum Frühstück, heute ist sie ein ausladender Brunch», findet er. In Anbetracht der bestehenden und kommenden Konkurrenz müsse man wohl doch wieder etwas Gas geben. Und TUI-Pressesprecher Roland Schmid meinte: «Die SoZ wird zwar immer dicker, aber es ist gut investierte Zeit. Schon aus beruflichem Interesse gefällt mir der Reiseteil besonders gut.»

Mario Fehr, SP-Nationalrat, in sehr aufgeräumter Stimmung, blieb da etwas allgemeiner, aber auch euphorischer: «Die SoZ spiegelt die Geschichte der Medienentwicklung wider. Da sind immer tolle Stories drin. Und der Durisch ist sowieso der Beste, der läuft am 14. Juli, an seinem Geburtstag, Marathon in Frankreich. So einer muss einfach ein guter Chef sein.» - Siehe auch: 20 Jahre «SonntagsZeitung»: Blick zurück nach vorn