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Donnerstag
07.06.2012

Es ist der Modellfall einer gut gemachten Lokalzeitung, und deshalb wird zu Recht gefeiert und relativ sorglos in die Zukunft geblickt: Mitte Monat lädt der «Willisauer Bote» (WB) 400 Aktionäre, Gäste und Leser zum 125-Jahre-Jubiläum. Am 14. Mai 1887 erschien die erste Ausgabe einer Zeitung, welche sich vom unparteiischen Anzeiger über ein katholisch-konservatives Streitblatt zu einer unabhängigen Forumszeitung entwickelt hat.

«Eine ausserordentlich gut gemachte Lokalzeitung», urteilt etwa Publizist und Medienkritiker Karl Lüönd, «der `Willisauer Bote` hat den typischen Weg vom konservativen Parteiplatt zur guten Regionalzeitung gemacht und ist dafür auch schon mehrfach preisgekrönt worden.»

Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legte ein Aargauer, der aus Wohlen stammende Schriftsetzer Adolf Kuhn-Breitschmid, der ursprünglich gar kein politisches Blatt plante, sondern einzig ein Anzeigenorgan für das lokale Gewerbe. Weil aber bald Konkurrenzorgane aufkamen, die sich klar zum Freisinn bekannten, übernahm der Willsauer Bote über Jahrzehnte die Rolle des konservativen Streitblatts des Luzerner Hinterlands. Erst hundert Jahre nach der Gründung sorgte der langjährige Chefredaktor Josef J. Zihlmann für die politische Öffnung.

Seit 2004 erscheint der WB mit einer Split-Ausgabe für das Luzerner Wiggertal, dem «Wiggertaler Boten». Und das digitale Zeitalter hat die Medienlandschaft auch hier verändert, längst beschränkt sich der WB nicht mehr nur auf das Medium Print, sondern bietet einen multimedialen Rundumdienst: WB-Allmedia. Seit dessen Lancierung im Herbst 2009 erscheint der «Willisauer Bote» im Internet mit einem komplett überarbeiteten Auftritt. Dieser enthält sowohl Fotogalerien als auch in Eigenregie produzierte Videos über lokale Ereignisse. Gleichzeitig liefert WB-Allmedia regionale News auf spezielle TV-Bildschirme in Geschäften und Cafés und per Mobile-App.

Als eine der ersten Lokalzeitungen der Deutschschweiz ist der WB seit April 2011 zudem auch in digitaler Form als E-Paper erhältlich. Chefredaktor Stefan Calivers ist von den Zukunftschancen eines Lokalmediums überzeugt - trotz oder eben gerade wegen des Internets: «Unser Grundauftrag bleibt wichtiger denn je: ein verlässlicher Kompass zu sein in einer immer unübersichtlicheren Flut von Nachrichten und Ereignissen. Glaubwürdigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle.»

Mit einer beglaubigten Auflage von 9151 Abonnenten und 25 000 Leserinnen und Lesern ist der «Willisauer Bote» die grösste Lokalzeitung des Kantons Luzern. Um diese Position zu halten, stellen sich die WB-Verantwortlichen auch künftig den Herausforderungen in der veränderten Medienlandschaft. «Die Form ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass sich die Titel unseres Verlages auch in Zukunft dem Qualitätsjournalismus verpflichten - auf welchen Kanälen auch immer», sagt Verlagsleiterin Sabine Galindo.

Und offen zeigen sich Galindo und Calivers auch für Kooperationen mit anderen Partnern: «Synergien dürfen aber nie auf Kosten der Identität und der publizistischen Eigenständigkeit der einzelnen Titel gehen. Sonst verlieren wir den wichtigsten Trumpf eines Lokalmediums: die Nähe.»