«Wir wissen es nicht», war eine der häufigsten Formulierungen im Referat von Ringier-Konzernleitungsmitglied Thomas Trüb am Tag der Fach- und Spezialpresse vom Dienstag in Zürich. Der Zuständige für neue Medien bekannte damit offen, bezüglich der Zukunft viele Vermutungen zu haben, aber nur wenige gesicherte Antworten auf die offenen Fragen. So sagte er gleich einleitend, er wolle kein abschliessendes Ja abgeben zur Frage, ob die Zukunft multimedial sei, wie der Titel seines Referats ohne Fragezeichen angekündet hatte. Immerhin machte er deutlich, dass er kein Freund der aktuellen Tarifpolitik der Swisscom, von Orange und Sunrise ist, die für die Übermittlung von Informationen aufs Handy exorbitante Tarife abzocken.
Zwar versprechen die Telekommunikationsunternehmen und Anbieter wie Google und Yahoo immer wieder, dass sie keine journalistischen Inhalte anbieten wollen, trotzdem ist Thomas Trüb überzeugt, dass sie die nächsten Konkurrenten für die Verleger sein werden. In welcher Weise in Zukunft Medien wie Internet, Handy, Chat, SMS, MMS und die Möglichkeit der Gratisdownloads genutzt werden, wage er nicht zu sagen. Es sei aber kaum anzunehmen, dass die nächste Generation noch 400 Franken im Jahr für ein Zeitungsabonnement bezahlen werde.
Durchaus selbstkritische Töne schlug Thomas Trüb an, als er die Lancierung von «SI Style» und «Heute» erklärte: Die Leserschaft der herkömmlichen Publikationen «Schweizer Illustrierte» und «Blick» werde allmählich älter, weshalb es nötig geworden sei, in neue Marken zu investieren, um ein jüngeres Publikum anzusprechen. In dieser Art werde der Ringier-Verlag nächstens noch zwei oder drei weitere Projekte starten, kündete er in diesem Zusammenhang an, ohne Details bekannt zu geben.
Nach der vorgetragenen Skepsis war dann die Begeisterung wiederum zu spüren, mit der Trüb zum Thema elektronisches Papier sprach. Zwar sei die Technologie noch weit davon entfernt, ausgereift zu sein, räumte er ein, dieses Medium werde aber gewiss das Leseangebot der Zukunft bringen (sofern dann überhaupt noch jemand lesen will). Und auch die bereits etablierten Mutimedia-Angebote wie «Betty Bossi», «Gesundheit Sprechstunde» und «Cash» sind für ihn Belege dafür, dass trotz aller Skepsis der Weg in diese Richtung gehen werde - mit finanziellem Erfolg. «Das ist die Zukunft», schloss er seinen Vortrag.
Dienstag
14.11.2006