SRG-Generaldirektor Armin Walpen verteidigt die geplante Erhöhung der Radio- und TV-Gebühren und warnt vor Abstrichen an den Programmen. Wenn die SRG statt der geforderten 6,5 Prozent nur 2,4 Prozent mehr Gebühren bekomme, wie es der Preisüberwacher will, dann seien «weitere Sparmassnahmen unausweichlich», erklärte Walpen in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». «Wir müssten beim Programmangebot kürzen, Personal entlassen und auf Investitionen verzichten oder diese auf später verschieben», drohte der Generaldirektor der SRG.
Walpen sagte weiter, der Preisüberwacher stimme einem erhöhten Finanzbedarf der SRG von 63,5 Millionen Franken unter gewissen Bedingungen zu. Zugleich zweifelte er an der Prognose von Preisüberwacher Rudolf Strahm, wonach die SRG wegen der steigenden Zahl von Haushalten 37 Millionen Franken mehr einnehmen könnte. Walpen bezeichnete die geplante Erhöhung der SRG-Gebühren als «vernünftig und moderat».
Preisüberwacher Rudolf Strahm kritisierte gegenüber dem «SonntagsBlick», dass die SRG-Direktion aus seinem Bericht zuhanden des Bundesrates zitiert hat. Es bedeute eine Regelverletzung, dass Walpen und zuvor SRG-Vizegeneraldirektor Daniel Eckmann in Interviews aus seinem vertraulichen Bericht zitiert hätten. Die Aussagen von Walpen und Eckmann seien aus dem Zusammenhang gerissene Zitate. Materiell kommentierte der Preisüberwacher seinen Bericht nicht.
Und die Romandie warnte Walpen in der Sonntagszeitung «Le Matin dimanche», nicht mit dem Feuer zu spielen. Private Westschweizer Medien riskierten mit ihrer Kritik an der SRG, die Solidarität zwischen den Sprachregionen zu brechen. Stehe weniger Geld zur Verfügung, könne dies dazu führen, dass die deutschsprachige Schweiz die Verteilung der Mittel an die Regionen in Frage stelle. Für sich allein müsste die Deutschschweiz Empfangsgebühren von lediglich 260 Franken bezahlen, was im europäischen Vergleich eher wenig sei.
Verluste im Wettbewerb machen laut Walpen einen der Gründe für den höheren Geldbedarf aus. Der Verlust werde 2006 aber geringer ausfallen als veranschlagt, sagte er gegenüber der «SonntagsZeitung». Das Defizit der SRG für 2006 werde deshalb statt 60 noch 50 Millionen Franken betragen. Die SRG macht für 2007 bis 2010 einen zusätzlichen Finanzbedarf von 72 Millionen Franken im Jahr geltend. Damit könnten die Empfangsgebühren ab 2007 von 450 auf etwa 480 Franken steigen, was einer Erhöhung um 6,5 Prozent entsprechen würde. Ob und in welchem Ausmass die Gebühren erhöht werden, entscheidet der Bundesrat voraussichtlich im Februar 2007.
Sonntag
19.11.2006