In einer Woche, am Montag, 21. Januar, beginnen die 43. Solothurner Filmtage (bis 27. Januar) in Anwesenheit von Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Die Organisatoren hoffen auf einen Knaller, einen Schweizer Film also, welcher der Branche Schub und Hoffnung geben soll. Dieser Eröffnungsfilm heisst «Max & Co», stammt von den Freiburger Brüdern Frédéric und Samuel Guillaume und kostete stolze 30 Millionen Franken. Die wohl teuerste Schweizer Filmproduktion seit Cineasten Gedenken. Die animierte Öko-Fabel um einen pfiffigen Fuchs soll die Kinokassen klingeln lassen (Kinostart am 13. Februar). Denn vergangenes Jahr sah es recht dürftig und mager aus.
Der Schweizer Film schlug im Kinojahr 2007 keine Wellen. Das schlug sich spürbar in der Abrechnung nieder. Die Einnahmen sanken laut Procinema um 14 Prozent (Eintritte: rund 14 Millionen Besucher), der Anteil Schweizer Filme ging von 10 Prozent (im Jahr 2006) auf 5,4 Prozent (2007) zurück. Mit dem Schweizer Spielfilm war 2007 kein Staat zu machen - man denke nur an «Tells» groben Fehlschuss (rund 55 000 Zuschauer). Allein der Seniorenstreich «Die Herbstzeitlosen» von 2006 war ein Hit (insgesamt 2,1 Mio. Besucher). Und doch will er doch gepflegt und gefeiert werden, der Schweizer Film. Das geschieht alljährlich mit der Verleihung der Schweizer Filmpreise. Auch diesmal im Rahmen der Solothurner Filmtage: Schweizer Filme, Filmschaffende, Schauspieler und Schauspielerinnen werden ausgezeichnet. «Ein Event mit und für die Filmbranche», unterstreicht Micha Schiwow, Leiter von Swiss Films, welche diesen Filmfestakt am 23. Januar organisieren und gestalten, «an dem man nicht mehr vorbeikommt».
15 Filme, 5 Drehbücher und 11 Schauspieler, Schauspielerinnen (beste Darsteller, je 3 weiblich und männlich, und beste schauspielerische Nachwuchstalente) wurden nominiert - zukunftsweisend sozusagen. Filmpreise 2008 - merkwürdig, sagen sich Aussenstehende, die Auszeichnungen werden nicht rückwirkend, sondern quasi hoffnungsvoll vorwirkend verliehen. So ist es einigermassen zu verstehen, dass manche Filme vereinzelt an Festivals und nur bedingt in Kinos liefen, beispielsweise Micha Lewinskys dröger Liebesfilm «Der Freund». Er wurde im Dezember kurz in Locarno gezeigt, startet aber erst am 17. Januar in Deutschschweizer Kinos.
Welche Kriterien sollte ein Film denn erfüllen, um nominiert zu werden, fragte Rolf Breiner, Mitarbeiter des Klein Reports, den Swiss-Films-Direktor. «Er muss sich erstens durch Qualität auszeichnen, zweitens der Repräsentativität genügen. Das heisst: Die Arbeit sollte sich stilistisch hervorheben; auch sollten die verschiedenen Schweizer Regionen und Altersschichten vertreten sein.» Filme von Marc Foster, dem 38-jährigen Regisseur aus Davos, der den 22. Bond-Streifen dreht und gern als Schweizer vereinnahmt wird, finden keine Berücksichtigung. Dafür hat Forster am Samstag den Swiss-Award im Show-Bereich erhalten.
Die Frage ist also: Wann ist ein Film ein Schweizer Film? Micha Schiwow kennt die Kriterien: «Die Regie sollte in Schweizer Händen liegen und Schweizer sollten an der Produktion beteiligt sein, schliesslich müsste das Thema auf irgendeine Weise mit der Schweiz verbunden sein. Mich würde es sehr freuen, wenn ein Marc Forster in der Schweiz drehen und aus dem Schweizer Fundus schöpfen würde.»
Sonntag
13.01.2008