Roger Köppel gilt im Moment als der wohl umstrittenste Schweizer Journalist, heisst es im Begleittext zur Sendung von Radio DRS. Er polarisiert, politisiert und provoziert wie kein anderer Zeitgenosse unseres Landes. Zum Jahresende stellte sich der Chefredaktor und Besitzer der «Weltwoche» 100 brennenden Fragen unserer Zeit, moderiert von Dominic Dillier. Er blieb seinen Klischees treu, kommentiert der Klein Report die Sendung, die am Mittwoch um 15.04 Uhr auf DRS2 (28.12. DRS3) ausgestrahlt wurde.
Die DRS3-Talkshow «100 Fragen in 50 Minuten» ist ein Schlagabtausch im Stile der berühmten und berüchtigten Schnellfeuer-Interviews der «Süddeutschen Zeitung» als Experiment im Radio. Und da hat sich Roger Köppel natürlich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Er konterte auf viele kritische Fragen. Dabei blieb er jedoch seinem politischen Faible gegenüber allem Rechtslastigen treu und verteidigte Christoph Blocher durch alle Böden.
Auf die Frage, wer für ihn der interessanteste und gescheiteste Politiker der Schweiz sei, kam es wie geschossen aus ihm heraus: Christoph Blocher sei auch heute noch der wichtigste Politiker der Schweiz. Er imponiere ihm auch mit seiner Reaktion auf die vielen Anfeindungen; Blocher habe sich gegen alle zur Wehr gesetzt und damit abgeschmettert. Betreffend Schriftsteller nannte er Friedrich Dürrenmatt als den Besten; einige seiner politischen Aussagen jedoch hätten ihm nicht gefallen, sagte Köppel wiederum süffisant.
Bei den grossen oder gescheiten Persönlichkeiten der Welt kam er dann auf den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan zu sprechen und lobte auch diesen wieder für seine klaren Aussagen. Roger Köppel hielt auch in dieser Sendung mit rechtstendierenden Verdikten nicht hinter dem Berg. Musikalisch gab er sich eher liberal und liess lyrische Music-Pieces von Miles Davies und Nat King Cole einspielen.
Insgesamt aber gab sich der «Weltwoche»-Verleger konziliant, kritisierte aber den Staatssender DRS wegen der provozierenden Fragen; zur Kultur sei er ja nicht befragt worden; das hätte ihn auch noch interessiert, meinte Köppel am Schluss und konnte es sich nicht verkneifen zu sagen, dass er als einziger Schweizer Journalist Chefredaktor der deutschen Tageszeitung «Welt» geworden sei. Sic! Auch wieder ein Blatt mit rechtslastiger Natur. Er wollte wohl sagen, er sei der «wichtigste und gescheiteste Journalist» (Frage der Sendung) unseres Landes. Amen! sagt da der Klein Report entsprechend der festlichen Zeit und Stimmung vor dem Jahresende.
Samstag
02.01.2010