Der Verband der Privatradios der Schweiz (VSP) hat am Montag davor gewarnt, vorschnell einen digitalen Radioempfänger zu kaufen, da ein solcher Kauf sich wegen offener Technologiefragen als Fehlkauf erweisen könnte. Die bisher in der Verbreitung digitaler Radioprogramme nicht aktiven Privaten «setzen auf den neuen Audiocode DAB+» (sog. DAB2 oder MPEG-4), heisst es in einer Mitteilung vom Montag. Dieser sei leistungsfähiger als die herkömmliche, längst veraltete Audio-Codierung (Musicam). Darum wollen die Privaten die Vorteile von DAB2 nutzen und heben sich damit nach eigener Einschätzung von der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ab, die auf das herkömmliche DAB setze. Erst vergangene Woche hatte die SRG im Unterschied zu dieser Meldung mitgeteilt, sie wolle ebenfalls auf DAB2/MPEG-4 umstellen, allerdings so, dass das bisherige Format weiterhin verbreitet werde.
Trotzdem empfiehlt der VSP der SRG, «sofort auf die zukunftsweisende Technologie DAB2 zu migrieren». Die SRG könne dadurch schon in der nächsten Finanzierungsperiode viele Millionen Franken einsparen und gleichzeitig ein breiteres Programmangebot unterstützen. Einig sind sich Private und die SRG darüber, dass die Frequenzen, die nach der Frequenzkonferenz RCC 06 in Genf für digitales Radio zur Verfügung stehen, rasch genutzt werden müssen. Die Privatradios begrüssen den Entscheid des Bakom, die Einreichungsfrist für DAB-Programme mit Rücksicht auf DAB2 bis 31. Dezember 2006 zu verlängern.
Nach Einschätzung des VSP ist DAB in der Schweiz bisher ein Flop. Nach vielen Jahren Pionierarbeit der SRG seien bis heute nur gerade 20 000 bis 30 000 Geräte für DAB-Empfang verkauft worden (für UKW sind etwa 20 Millionen Geräte im Einsatz), obwohl die SRG gemäss eigenen Angaben 85 Prozent der Bevölkerung mit ihren Programmen versorge. Das zeige, dass neue Technologien nur dann erfolgreich eingeführt werden können, wenn sie von den öffentlich-rechtlichen und den privaten Anbietern gemeinsam unterstützt werden. «Die SRG würde den wenigen bisherigen DAB-Kunden am schlausten Geräte mit der modernen Technologie schenken, um rasch vom bisherigen Standard wegzukommen», schlug VSP-Präsident Jürg Bachmann am Montag gegenüber dem Klein Report vor. - Siehe auch: SRG will neues Digitalradio-Verfahren MPEG-4 und Privatradio-Verband sucht den Digital-Radio-Entscheid
Montag
27.11.2006