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Sonntag
22.10.2006

Gut zwei Wochen nach seinem Tod ist der Lyriker Oskar Pastior am Samstag posthum mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt worden. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verlieh die mit 40 000 Euro dotierte renommierteste deutsche Literaturauszeichnung zum Abschluss ihrer Herbsttagung in Darmstadt. Die Akademie würdigte den rumäniendeutschen Schriftsteller als «methodischen Magier der Sprache». Er habe ein Werk «von grösster Radikalität, Innovationskraft und Formenvielfalt» geschaffen. Pastior war am 4. Oktober im Alter von 78 Jahren in Frankfurt gestorben.

In seiner Eröffnungsrede zur Preisverleihung bezeichnete der Präsident der Akademie, Klaus Reichert, Pastior als wunderbaren Vorleser: «Oskar Pastior las seine vielsprachigen Gedichte mit dieser Stimme, die einen poetischen Raum aufbaute, der die Hörer wie in einen Zauberkreis bannte.» Die von Pastior vor seinem Tod geschriebene Dankesrede für die Büchner-Preis-Verleihung verlas sein Verleger beim Carl Hanser Verlag, Michael Krüger.

Die frühere Kulturstaatsministerin Christina Weiss beschrieb Pastiors Stil in ihrer Laudatio als «Jonglieren mit Klängen und Lettern»: «Es geht nicht um Verstehen, es geht um das Staunen über die Sinnlichkeit der Wortkörper», sagte sie. Neben dem Büchner-Preis verlieh die Akademie am Samstag zwei weitere mit jeweils 12 500 Euro dotierte Auszeichnungen. Den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa erhielt Johannes Fried, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt. Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay ging an Eduard Beaucamp, den langjährigen Kunstkritiker der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», als «einen der überragenden Kritiker und Kunstschriftsteller seiner Generation».