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Dienstag
21.11.2006

An die sprachliche Vernebelung von Sachverhalten haben wir uns ja in der jüngsten Vergangenheit verschiedentlich gewöhnen müssen. Aus Konkurrenten sind euphemistische Mitbewerber geworden, statt Entlassungen gibt es weichgespülte «Umdispositionen im Personalbereich», und in einem Krieg versehentlich umgebrachte Zivilisten werden in der Kategorie «Kollateralschäden» abgelegt.

Jetzt hat die amerikanische Regierung von George W. Bush ein neues Beispiel erfunden: In den USA gibt es ab sofort offiziell keine unter Hunger leidenden Menschen mehr - weil sie nicht mehr so heissen. In einem Bericht über die Nahrungsmittelversorgung der Bürger hat das Landwirtschaftsministerium die Terminologie geändert: Sprach es im vergangenen Bericht im Fall von hungernden Familien noch von «Nahrungsunsicherheit mit Hunger», ist im aktuellen Bericht nur noch von Menschen mit «sehr geringer Nahrungssicherheit» die Rede. Betroffen waren davon im Jahr 2005 gemäss der Studie 10,8 Millionen US-Bürger. Insgesamt hatten 35 Millionen Menschen Schwierigkeiten, sich zu ernähren. Die sind jetzt sicher überaus erleichtert, dass sie amtlich keinen Hunger mehr haben.