In der Baselbieter Gemeinde Pratteln ist ein handfester Krach um Plakatständer ausgebrochen: Weil ein «Überparteiliches Komitee für eine starke Regierung» Plakate nach Meinung des Gemeindepräsidenten um sechs Wochen zu früh aufgestellt hatte, liess die Behörde die Wahlwerbung amtlich einsammeln - worauf der Präsident des Komitees diese handstreichartig abholte und erneut aufstellte. Hintergrund der Provinzposse ist ein Gemeinderatsbeschluss, wonach Wahlplakate erst Ende Dezember aufgehängt oder aufgestellt werden dürfen. Dies habe der zuständige Wahlkampfleiter des Komitees «nicht gecheckt», da «in den meisten Gemeinden keine zeitlichen Beschränkungen» gelten, wie ihn der regionale Internetinformationsdienst Online-Reports.ch zitierte.
Doch das war noch nicht das Ende des Seilziehens. «Am folgenden Tag holte der in Pratteln wohnhafte FDP-Nationalrat und Komitee-Präsident Hans Rudolf Gysin die von Gemeindearbeitern entfernten Plakate eigenhändig aus dem Werkhof und stellte sie an den ursprünglichen Standorten wieder auf», berichtete Online-Reports.ch weiter. Der Entscheid des Gemeindepräsidenten sei «eine ausgekochte Schweinerei» gewesen, habe Gysin auf Tele Basel geschimpft. Das Komitee um Gysin bestreitet, dass für die Konfiszierung eine Rechtsgrundlage bestehe. «Es kann sein, dass unser Reglement nicht über alle Zweifel erhaben ist, obwohl es seit 16 Jahren besteht», räumte Gemeindepräsident Beat Stingelin am Freitag gegenüber dem Klein Report ein. Der Gemeinderat müsse sich deshalb nächste Woche mit dem Thema befassen. Bis dann können die umstrittenen Plakate bleiben. «Ich will nicht weiter Kindergarten spielen», sagte er.
Freitag
24.11.2006