Seit Anfang Dezember 2007 sind es drei Gratiszeitungen, die in der Deutschschweiz am Morgen dem Publikum zu Füssen liegen und um Aufmerksamkeit heischen. «News» ist am 5. Dezember gestartet, «.ch» ist seit dem 19. September auf dem Markt, und «20 Minuten» existiert seit Dezember 1999. Ob es auf Dauer Platz für alle drei und vielleicht noch dieses Jahr für eine vierte unentgeltliche Tagespublikation hat, ist ganz allein eine Frage der Inserate.
Der Klein Report hat die Ausgaben des Freitags unter die Lupe genommen, durchaus im Wissen, dass man ihnen nicht ansieht, ob und wie gut sie bezahlt sind: «20 Minuten» umfasste fette 52 Seiten, von denen 21 Inserate waren, ergibt einen Faktor 2,47. «News» kam auf 28 Seiten, davon 4 Seiten Annoncen, was zum Faktor 7 führt. Und «.ch» lag mit 32 (etwas kleineren) Seiten auf, von denen 3,5 Anzeigen waren, so dass ein Vergleichsfaktor 9,14 resultiert.
Trotz dieser grossen Unterschiede gaben sich die Verantwortlichen aller drei Tabloidblätter am Freitag betont optimistisch, als der Klein Report nach ersten Erfahrungen und den Aussichten fragte. Marcel Kohler, Geschäftsführer von «20 Minuten» (Tamedia), hob hervor, trotz der «News»-Konkurrenz aus dem eigenen Konzern sei ihm nicht ein einziger Fall eines Inserats bekannt, das deswegen nicht bei ihm geschaltet worden sei. «Wir rechnen intern natürlich mit Verlusten, aber konkret haben wir noch nichts gespürt», sagte er. Im Gegenteil liege er in den ersten zehn Tagen des neuen Jahres um eine zweistellige Prozentzahl über den Werten des Vorjahres, was selbstverständlich auch Zufall sein oder von der Konjunktur abhängen könne.
«Es ist viel zu früh, um eine erste Zwischenbilanz zu `News` zu ziehen», wehrte zwar Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer ab, als ihn der Klein Report um eine erste Einschätzung bat. Das Blatt sei erst zwei normale und zwei Ausnahme-Wochen auf dem Markt. Trotzdem sei der Verlag mit dem Startergebnis «absolut zufrieden, `News` ist gut unterwegs», sagte er. Die ganze Logistik zusammen mit den Partnern in Basel und Bern funktioniere, und jetzt beginne der Kampf um Leser und Inserenten erst so richtig.
Bei «.ch» gab sich Verleger Sacha Wigdorovits bezüglich des Sorgenkindes Vertrieb etwas weniger enthusiastisch als auch schon. «Wir sind daran, die Probleme zu lösen», sagte er zum Umstand, dass der Hauslieferservice nur punktuell klappt und «.ch» dort am besten unter die Leute kommt, wo auch die Konkurrenz aufliegt: an den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel. Verlagsleiterin Caroline Thoma machte kein Geheimnis daraus, dass sie gerne noch mehr Inserate im Blatt sähe. «Das ist normal, vor allem wenn man erst am Anfang ist und kein grosses Verlagshaus im Rücken hat», sagte sie. Für die nächste Zeit sehe es «nicht schlecht» aus, da verschiedene grössere Kampagnen-Buchungen im Haus seien. - Siehe auch: Neue Gratiszeitung «News» ist erschienen, «.ch»-Hauszustellung läuft harzig und Online-Medien-Kampf: «20 Minuten» erstmals vor «Blick»
Freitag
11.01.2008